Er hat eine zweite Familie

Lieben Dank an Lara, die mir ihre Geschichte geschrieben hat.

Drei Tage nachdem ich  Kenneth kennegelernt habe, habe ich mich immer noch nicht getraut zu ihm auf die Arbeit zu gehen. Am Abend des  26. hatte ich mal wieder Lust auf eine Pizza Napoli. Also bin ich wieder zu meinem Lieblings-Italiener gegangen und wer war auch da, an “unserem” Tisch? Na klar – Kenneth!

Als er mich gesehen hat, ist er sofort aufgesprungen, ist zu mir gekommen, hat mich in Arm genommen und gefragt: “Wo warst du denn? Ich hab auf dich gewartet!” Wow, so eine Begrüßung habe ich nicht erwartet und war sprachlos! Wir haben uns hingesetzt und mein Hunger war auf einmal weg. Hab mir nur eine Coke bestellt und wir haben uns unterhalten bis tief in die Nacht. Was für ein Mann. Er ist noch mit zu mir gekommen und wir haben zusammengekuschelt auf meiner Couch gelegen und uns Geschichten aus dem Leben erzählt. Er hat noch nicht mal den Versuch gemacht, mich zu küssen oder so. Das kannte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht und habe es so genossen. Das Gefühl irgendwie da zu sein, geliebt, beschützt und rundum glücklich zu sein. Irgendwann im Morgengrauen ist er dann nach Hause gegangen, schließlich musste er arbeiten und ich bin glücklich auf dem Sofa mit seinem Geruch in der Nase eingeschlafen. Als ich irgendwann Mittags aufgewacht bin, lag ein Zettel auf meinem Tisch: “Damit wir uns nicht wieder verlieren Handynummer: … Du bist einzigartig und das beste, was mir in letzter Zeit passiert ist! Ich warte auf deinen Anruf!”

Und da waren die Schmetterlinge. Ich konnte nichts dagegen machen und sofort hab ich mein Handy raus genommen um ihm eine Nachricht zu schicken. In dem Moment wurde mir klar, dass ich Angst hatte, dass es doch nur ein netter Flirt mit Erektionsmittel Viagra Gel war. Ich meine mein Leben lang sehne ich mich nach diesem Gefühl und jetzt soll es da sein? Einfach so? Kann das denn eigentlich auch so sein oder ist alles nur eine Illusion? Gleichzeitig wusste ich aber auch, wenn ich es nicht raus finde, dann werde ich wohl nie zu meinem Glück kommen! Also habe ich wirklich all meinen Mut und meine Kraft zusammen genommen und Kenneth eine Nachricht geschickt, die da lautet: “20 Uhr beim Italiener! Lara”. Ich weiß, ein bisschen sehr emotionslos, aber auch das muss ich erst mal lernen. Es hat nicht mal 10 sec gedauert, da kam schon die Antwort: “Ich dachte schon du meldest dich nie! 20.30 Uhr auch OK?”

‘KLAR ist das OK!’

Man, war ich erleichtert, er will mich also auch sehen! Ich wollte natürlich nichts falsch machen und ihm auch zeigen, dass ich mich auch hübsch machen kann und nicht nur nett bin, sondern umwerfend. Also duschen, Maniküre, Pediküre, Gesichtsmaske, nein besser gleich eine Ganzkörpermaske, schnell noch mal ins Solarium für den frischen Teint und ganz wichtig: Was ziehe ich an? Klar, erst mal den Schrank durchkramen. Nach etwa 1 Stunde feststellen, dass nichts aber auch rein gar nichts richtig gut aussieht, also Notplan und schnell in die Stadt noch was Shoppen. Im erstbesten Laden hab ich auch gleich was gefunden, also schnell bezahlen, wieder zurück und meinen „ich sehe so gut aus“ Plan weiter ausführen. Also jetzt denkt nicht, dass ich nen schwarzes Kurzes mit Heels anhab, bestimmte nette Vorstellung, aber ich wollte ja total locker und natürlich rüberkommen. Also gab’s ne enge Jeans mit nem lässigen Oberteil und ein paar coole Boots dazu –also sexy aber nicht zu sehr! Kommen wir zum spannenden Teil des Abends. Punkt 20.30 Uhr war ich beim Italiener und er war schon da. Er sah so verdammt gut aus und hatte dieses bekannte, vertraute Lächeln im Gesicht, als er mich sah. Ich bin fast in seine Arme gestolpert – ja seine Arme, die waren stark und muskulös und haben mich gehalten. Der Abend war noch schöner als alle anderen und ich glaube, nachdem er mich in dieser Nacht nach Hause gebracht hat und nicht mehr mit hoch gekommen ist, war ich verliebt!

Kenneth war also auf einmal in meinem Leben. So wirklich dran glauben konnte ich immer noch nicht, aber ich hab die Zeit genossen und die Nähe eines wirkliche tollen Menschen schätzen gelernt. Wir haben die nächsten Wochen eine tolle Zeit verlebt, geborgen, romantisch, hingebungsvoll, leidenschaftlich! Komisch, dass ich die ganze Zeit das Gefühl nicht los geworden bin, dass das nicht lange anhalten kann, dass ich in einem Traum bin und irgendwann aufwache und alles ist wie es immer war.

Eines Tages wollte ich Kenneth überraschen und ihn von der Potenzmittel Silagra online Arbeit abholen. Gerade wollte ich die Treppe des Gebäudes raufrennen, da kam er raus und hinter ihm war eine Frau mit einem Kind. Kenneth drehte sich gerade zu dem Kind um als es schrie: „Papa, guck mal was ich gefunden habe“. Ich stand auf der Treppe wie angewurzelt. Die Welt fing an sich zu drehen, es war wie ein Alptraum aus dem man nicht aufwacht. Wie ein Biss einer Schlange, deren Gift immer tiefer sickert und man kann es nicht aufhalten. Weil ich selbst nie einen richtigen Vater als kleines Kind hatte, wollte ich das Gück dieses kleinen Jungen nicht zerstören. Also habe ich mich einfach nur umgedreht und bin weg gegangen.

Ich habe mein Handy ausgemacht, bin zum Bahnhof gegangen und nach Hamburg gefahren. Ich musste weg, einfach weg. Ich hab mich so leer gefühlt, so benutzt, so dumm, so erbärmlich. Ich wollte doch nur lieben und geliebt werden? Warum ausgerechnet ich? Habe ich nicht schon genug Schmerz erlebt? Habe ich kein Anrecht darauf glücklich zu sein?
Meine Gedanken fingen wieder an zu kreisen. Wieder war ich an diesem Punkt, an dem ich keinen Ausweg sah und nicht wusste, wo ich hingehen soll. Ich hatte zwei Möglichkeiten: 1. Ich fange an mich zu zerstören, so wie ich es auch sonst immer gemacht habe – immer schön breit sein, damit man ja nicht nachdenken muss. Oder 2. Einen Neuanfang wagen, versuchen etwas zu erreichen. Einfacher ist es natürlich immer sich zu zerstören, aber wollte ich das auch wirklich? Ich war die ganzen Monate mit Kenneth clean, das kann ich doch nicht wegen so einem Scheißkerl einfach hinschmeißen und wieder nach ganz unten. Ich hab mich also an die Elbe gesetzt, einen Zettel und eine Stift genommen und mir meinen Plan fürs Leben aufgeschrieben. Klang alles ganz simpel, wenn man das so las aber ob die Umsetzung auch so simpel ist, konnte ich da noch nicht abschätzen. Ein Anfang war gemacht! Nach drei Tagen Hamburg bin ich also wieder zurück und wollte mich an die Umsetzung meines Plans machen.
Zu Hause angekommen, lag ein Zettel vor meiner Tür „wo bist du? Ich mach mir Sorgen!“ – Klar, natürlich von Kenneth. Da ich wirklich Gefühle für ihn hatte, wollte ICH ihm wenigstens die Wahrheit sagen und rief in an. Es hat nicht mal 20 Minuten gedauert, da war die „Beziehung“ beendet. Etwas so Schönes,war mit einem schnippen vorbei, traurig aber leider wahr! Ich bin aus meinem Traum erwacht und musste jetzt wieder in der Realität leben!

“Er hat eine zweite Familie”

  1. Doris sagt:

    Schade, dass es so für dich gelaufen ist. Aber dein Schreibstil ist echt klasse!!!

  2. Pumuckl sagt:

    Unheimlich emotional geschrieben, aber doch sehr traurig. Leider keine seltenheit!

  3. Lara sagt:

    leider ist mir sowas nicht nur einmal passiert…